PHILIP ALBRECHT

14 Minuten Bundesliga


Tackling: Philip, du warst Fußball-Profi! Du durftest das erleben, wovon viele Kinder heutzutage träumen. Nur leider musstest du deine Karriere relativ früh beenden. Kannst du uns Einblicke in deinen Werdegang geben?  

 

Philip Albrecht: Wenn ich über meine Profi-Karriere spreche, muss ich ein bisschen ausholen und vom Amateurbereich erzählen. Für mich war das ein Auf und Ab. Ich habe 1998 im Herrenbereich beim VFL Pinneberg angefangen. Nachdem ich beim VFL zwei gute Jahre als Innenverteidiger hatte, wechselte ich zu den Amateuren (des FC St. Pauli, Anm. der Red.). Weil ich dort als Innenverteidiger keine Einsätze bekam, bot ich mich im Training als Stürmer an. Der Coach hat wohl mein Potenzial als Stürmer gesehen. Dann bekam ich die Chance, in einem Spiel vorne zu spielen und muss glücklicherweise sagen, dass ich direkt treffen konnte. Ich bekam mehr Spielzeit, konnte regelmäßig Tore erzielen und so kam es, dass ich bei St. Pauli kurze Zeit später einen Profi-Vertrag unterschrieben habe. Der Anfang dort war relativ schwierig, weil ich wenig Spielzeit hatte und es deswegen größtenteils ein Wechselspiel zwischen den Profis und den Amateuren gab. So lief das längere Zeit, bis ich mich verletzt hatte und mich ein Knorpelschaden im Knie dazu zwang, meine Karriere zu beenden. Ich habe mich damals einer Operation unterzogen, wodurch sich mein Zustand jedoch nicht verbesserte. Nach einer zweiten OP und einer Spritzenkur habe ich dann gesagt: ‚Es ist Schluss‘ und die Entscheidung getroffen endgültig aufzuhören.  

 

  

Alter:

37 Jahre

 

Sportart:

Fußball

 

Geburts- & Wohnort:

 

Hamburg 

 

 

Zeit als Profi:

 

Vereine:

2001-2004

 

VfL Pinneberg, FC St. Pauli

 

Größter Erfolg:

14-minütiger Bundesliga-Einsatz am 27. April 2002 im Spiel

SV Werder Bremen – FC St. Pauli


„Ich habe harte Arbeit investiert, aber es gehört auch viel Glück dazu.“ 

 

 

Du hast genau 14 Minuten Bundesliga-Fußball in den Knochen. Am 27. Februar 2002 bei der 3:2-Auswärtspleite in Bremen wurdest du in der 76. Minute für Marcao eingewechselt. Wie fühlt es sich an sagen zu können: Ja, ich habe Bundesliga gespielt?  

 

Der Moment war sicherlich ein schöner, weil man hart darauf hinarbeitet, seit dem man als kleiner Junge anfängt mit sechs Jahren Fußball zu spielen. Deswegen war das schon etwas Besonderes. Das Stadion in Bremen war fast ausverkauft. Wir hatten nur noch eine minimale Chance auf den Klassenerhalt und waren schon so gut wie abgestiegen. Man wird eingewechselt und versucht, vorne nochmal ein bisschen was zu reißen, aber die Situation war relativ aussichtslos. Das Erlebnis an sich, das kann ich definitiv sagen, war sicherlich ein Schönes.

 

Nur fünf Profi-Einsätze in erster und zweiter Liga. Bist du trotzdem stolz auf das, was du erreicht hast? 

 

Stolz würde ich es nicht nennen. Ich weiß, dass ich harte Arbeit investiert habe, aber ebenso weiß ich, dass auch sehr viel Glück dazu gehört, um es in den Profibereich zu schaffen. Es war ein immenser Aufwand, den ich seit der Jugend über Jahre im Herrenbereich betrieben habe. Aber der entscheidende Faktor zwischen Profi und Amateur ist die nötige Portion Glück, die du einfach haben musst. Auch der zeitliche Aufwand, um Profi zu werden, ist enorm groß. Auf der anderen Seite ist es aber auch ein Hobby und wenn ich mit meinem Hobby so viel Zeit wie möglich verbringe, freut es mich eher, als das es mich stört.  

 

Deine Karriere verlief aufgrund der Knieverletzung nicht so, wie du es dir vorgestellt hast – Karriere-Ende mit 25! Wie wäre deine Profi-Laufbahn ohne die Verletzung weiter gegangen? 

 

Bei St. Pauli lief mein Vertrag noch anderthalb Jahre. Ich glaube, dass ich dort keine Verlängerung bekommen hätte und wäre wahrscheinlich in die dritte Liga gewechselt. Ob ich im Profibereich einen Verein gefunden hätte, ist schwierig zu sagen. Auch dazu gehört eine Menge Glück. Den Torriecher hatte ich irgendwie. Im Strafraum lief das schon ganz gut. Dann ist der mentale Bereich ein enorm wichtiger Faktor in diesem Geschäft, da hatte ich sicherlich meine Schwächen. Es kommt irgendwann darauf an, dass du einen Trainer erwischst, der auf dich baut und an dich glaubt. Wenn ich im Spiel gegen Bremen zwei Buden gemacht hätte, wir gewonnen und vielleicht sogar die Klasse gehalten hätten, dann wäre es sicherlich anders verlaufen. Aber darüber habe ich mir nie Gedanken gemacht. 

 

Der  Knorpelschaden im Knie zwang dich zum Karriereende. Hätte das Problem durch ein anderes Training in der Jugend verhindert werden können? 

 

Ich glaube das nicht. Ich hatte schon in der Kindheit Paddelfüße. Vielleicht hätten andere Einlagen in meiner Jugend etwas gebracht, aber es ist müßig darüber nachzudenken. Anderes Training hätte meiner Meinung nach nichts gebracht. 

 

 

„Nach der Karriere muss man sich persönlich weiterentwickeln.“ 

 

 

Das Leben nach der Karriere steht heutzutage immer mehr im Fokus der Öffentlichkeit. Viele Profis versuchen sich ein zweites Standbein aufzubauen. Wie lief das bei dir nach deiner aktiven Zeit und was machst du jetzt? 

 

Schon während der aktiven Zeit studierte ich an der Fern-Uni in Hagen Betriebswirtschaftslehre. Ich habe das nach der Verletzung vorangetrieben und das Studium erfolgreich absolviert. Nach zwei beruflichen Stationen habe ich mich selbstständig gemacht mit der Grundidee, Leistungssportler bei nebenberuflichen Weiterbildungsmaßnahmen zu begleiten. Im März 2009 habe ich meine Agentur gegründet. Die Betreuung der Sportler ist in letzter Zeit allerdings ein bisschen in den Hintergrund gerückt. Deswegen bin ich im Moment überwiegend als freiberuflicher Dozent tätig. Alles ist gut so, wie es ist. Ich bin damit sehr zufrieden.  

 

Sollten sich Profi-Sportler deutlich mehr auf das Leben nach der Karriere konzentrieren oder sagst du, wenn man clever ist, kann man von dem leben, was man über die Jahre verdient hat? 

 

Das hängt sicherlich davon ab, wie hoch man gespielt hat und auf welchem Niveau.  Ein Bastian Schweinsteiger wird, wenn er sich einigermaßen clever anstellt, nie finanzielle Probleme bekommen. Spieler, die in der dritten Liga gekickt haben, werden danach vermutlich noch eine gewisse Zeit davon leben können, aber irgendwann muss etwas passieren und man sollte sich entsprechend umorientieren. Nicht einmal rein aus wirtschaftlichen, sondern besonders aus persönlichen Gründen. Wenn man mit 35 Jahren aus dem Profi-Bereich aussteigt, hat man noch rund 35 Jahre vor sich, in denen man arbeiten sollte. Um die Zeit zu nutzen und auch finanziell zu überleben, ergibt es Sinn, sich eine Grundlage für das spätere Leben zu schaffen. 

Lachen erlaubt! Tackling-Reporter Tarek (li.) im netten Plausch mit Ex-Profi Philip Albrecht (37).
Lachen erlaubt! Tackling-Reporter Tarek (li.) im netten Plausch mit Ex-Profi Philip Albrecht (37).